Welche Auswirkungen hat der Windkraftanlagenbau im Wald auf das Rotwild? Diese Frage will die Hegegemeinschaft Rotwildring
Rotwildgebiet Spessart vor der Errichtung geklärt wissen.
Im Rahmen der Windkraftdebatte im Main-Kinzig-Kreis nimmt die Hege-gemeinschaft Rotwildring Rotwildgebiet Spessart (RRS) Stellung zum geplanten Bau von Anlagen (WKA) im Hessischen Spessart.
Die Errichtung von WKA in den geschlossenen Gebieten des Naturparks Spessart bedeute neben der Zerstörung eines einzigartigen Landschaftsbilds
einen dramatischen Einschnitt in die Ökologie des Waldes mit seiner Flora und Fauna, so die Hegegemeinschaft. Zwar befürworte man den schrittweisen Umstieg auf erneuerbare Energien, jedoch in einer
geplanten, weitsichtigen, transparenten Vorgehensweise, bei der Umwelt, Landschaft- und Tierschutz eine vorrangige Rolle spielen müssten.
„Durch die empfohlenen Bejagungsstrategien und die erzielten Abschusshöhen der vergangenen Jahre schreitet die Bestandsreduzierung des Rotwildes im RRS gut voran. Die Schälschäden sind in weiten
Teilen der Hegegemeinschaft stark rückläufig, Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung erarbeitet und in den ersten Pilotrevieren in Umsetzung. Hier ist für den Erfolg ein flächendeckendes Vorgehen
gemeinsam mit den Waldbesitzern von großer Bedeutung,“ so der RRS-Vorstand.
Diese Hegeziele, die weitere Reduzierung der Schälschäden und der Erhalt von Lebensraum für geschützte Tierarten seien durch den Bau der Windräder stark gefährdet. Durch die enorme Höhe der Anlagen,
die in Waldgebieten gebaut werden sollen, müssten nicht nur die Standorte sondern auch die Zufahrtswege entsprechend ausgebaut werden, um den Transport von Bauteilen und später Ersatzteilen zu
ermöglichen. Auch für neue Stromtrassen müsse Wald geopfert werden.
Die Auswirkungen des Baus und anschließenden Betriebs auf den Lebensraum für Mensch und Tier müssten in unabhängigen, möglichst Gemeinde übergreifenden Gutachten untersucht werden. Hier wäre eine
enge Kooperation der Jäger mit Vogel- und Fledermausschützern erforderlich, um den Planungsbüros und Naturschutzverbänden eine ortskundige und zeitnahe Bestätigung WEA-relevanter Arten, wie Rotmilan,
Schwarzstorch oder Mopsfledermaus, zu ermöglichen. Die Auswirkungen der Windanlagen auf das Rotwild seien leider bisher nicht qualifiziert in einer entsprechenden Studie untersucht worden. Die
Störungen während der Bau-und Betriebsphase ließen einen massiven Anstieg der Schälschäden erwarten. Durch die Dauerbeunruhigung werde ein sinnvolles Bejagungskonzept sehr erschwert. Die Gefahr
drohe, dass Rotwildlebensräume weiter zerstückelt und alte Fernwanderwege zum nötigen genetischen Austausch zerstört würden. Hier müssten zuerst Forschungsergebnisse erbracht werden, um nicht durch
vorschnelles Handeln unwiederbringliche Lebensräume zu zerstören, so der RRS-Vorstand weiter.
Zusammenfassend empfiehlt er folgende Punkte zu berücksichtigen. Der Bau von Windkraftanlagen ist zum Schutz von Landschafts- und Artenschutz in geschlossenen Waldgebieten zu vermeiden. – Bei
Bauvorhaben in Waldrandgebieten müssen die Belange des Artenschutzes sorgfältig durch alle Beteiligten neutral geprüft werden. – Die Langzeitauswirkungen auf Einstandsgebiete, Äsungs- und
Schälverhalten, sowie stattfindende Fernwanderungen des Rotwildes an heutigen WKA-Standorten in Rotwildgebieten müssen erforscht werden, um Fehler zu vermeiden. – Die Prüfung der Windhäufigkeit des
Aufwands für Wege und Stromtrassenbau und die Garantien und Bürgschaften für etwaige Rückbauten in der Zukunft, sind den Bürgern transparent und verständlich darzustellen. – Die Planung für WKA ist
überregional zu synchronisieren, um den Verbrauch an Landschaft, Natur und Lebensraum möglichst gering zu halten. – Revierinhaber, Landesjagdverbände und lokale Hegegemeinschaften müssen bei
Planungen von Windindustrie-Anlagen im Wald einbezogen werden.
Veröffentlicht GZ 25. Oktober 2013
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